Schon 1999 entwickelte der Alpenverein unter der Initiative "Sicher Klettern" die Kletterscheine. Ziel war es, Kinder und Jugendliche zu motivieren, sich mit Sicherheitsstandards beim Sportklettern auseinanderzusetzen. In den vergangenen Jahren wurden unzählige solcher Kletterscheine ausgegeben, das Konzept scheint aufgegangen zu sein und stellt in Österreich zweifelsohne die erfolgreichste Initiative zum Thema Sicherheit beim Sportklettern dar.
Die Bezeichnung "Kletterschein" sorgte anfangs für Irritationen. Sollte das boomende Sportklettern, das vor allem bei Kindern und Jugendlichen einen großartigen Aufschwung erlebte, Teile seines Images einbüßen, indem es durch einen Schein geregelt wird? Darf man nur noch mit diesem in der Halle und am echten Fels unterwegs sein?
Die Intention von Robert Renzler, dem geistigen Vater dieser Idee, war eine andere. AusbilderInnen sollten mit diesen Scheinen ein methodisch-didaktisches Instrument in die Hand bekommen. Die Kletterscheine sollten die kinder- und jugendgerechte Vermittlung von Sicherheitsstandards im Klettersport erleichtern und dazu motivieren, systematisch Risikokompetenz zu erwerben.
Das ganze Paket Kletterscheine bestand zu Beginn aus den vier Kletterscheinen Mini, Spider, Allround und Expert, der Broschüre Sicher Klettern sowie einem Infobrief an die Eltern und einem Merkblatt für die Prüfer. Die Broschüre erklärte anhand von Zeichnungen die Inhalte aller Scheine und etablierte sich zur vielverwendeten Ausbildungsunterlage.
Der Alpenverein belieferte auf Anfrage seine Sektionen sowie Schulen kostenlos mit den entsprechenden Unterlagen, professionellen Anbietern wurde ein Unkostenbeitrag verrechnet.
Damals wie heute sollen die Kletterscheine keinesfalls einen
Führerschein oder eine Legitimation darstellen. Auch der Anspruch, dass
damit absolut unfallfreies Klettern garantiert ist, darf nicht gestellt
werden.
Vielmehr sollen sie es den TrainerInnen erleichtern, Risikokompetenz zu vermitteln und KlettererInnen motivieren, sich mit dem Erlernen von Sicherheitsstandards auseinanderzusetzen.
Die Kletterscheine dienen als Bestätigung, dass die entsprechenden Kletterkurse
erfolgreich absolviert wurden. Seit 2003 gibt es drei Stufen:
Mittlerweile sind die Kletterscheine im Scheckkartenformat erhältlich, um sie für Kinder und Jungendliche noch attraktiver zu machen. Die Scheine können allesamt im Alpenvereins-Shop bestellt werden.
Zu den Kletterscheinen gibt es vom Alpenverein vorgefertigte Stundenbilder. Sie sind als Vorschlag für den Aufbau von Kletterkursen gedacht, die auf die Kletterscheinprüfung abzielen. Das PDF könnt ihr hier downloaden.
Dieser Kletterschein dient als Bestätigung, dass der Kurs "klettern toprope" erfolgreich absolviert wurde. Er wird mit Cardfolder geliefert.
Prüfungsinhalte sind:
Hüftgurt anziehen
Der Gurt soll in angemessener Zeit richtig angelegt werden. der Verschluss (ev. auch jene an den Schenkeln) muss dem Schnallensystem entsprechend richtig geschlossen sein.
Einbinden direkt mit gestecktem Achter oder mit Achterschlinge + Karabiner
Favorisiert wird von uns auch beim Toprope-Klettern das
direkte Einbinden mittels gestecktem Achter. Wird mittels Karabiner angeseilt,
dann nur mit zwei Schraubern oder Verschlusskarabinern mit Arretierung.
Klassische Twistlockkarabiner dürfen nicht verwendet werden. das Seilende des
Anseilknotens muss ca. 10 cm überstehen.
Partnercheck
Die Kletterpartner kontrollieren sich immer gegenseitig und trainieren eine fixe Reihenfolge des Partnerchecks ein:
Unbedingt notwendig ist die Kontrolle mit der Hand durch "Angreifen". beim "Grigri" erfolgt ein "Blockiertest". das freie Seilende wird immer mit einer Achterschlinge ca. 1 Meter vor dem Ende abgeknotet.
Toprope klettern einer Route
Eine beliebige Route wird in adäquater zeit frei geklettert.
Toprope sichern und ablassen
Als Sicherungsgerät soll ein halbautomatisch wirkendes Gerät verwendet werden. Besonderer Wert ist auf das Handling beim Seil Ein- bzw. Ausgeben zu legen. eine Automatisierung dieser Bewegung ist anzustreben. Beim Ablassen das Seil langsam und kontrolliert ausgeben. Bei der Toprope-Umlenkung wird mindestens ein Schraubkarabiner verwendet und Redundanz hergestellt, indem das Seil auf der Seite des Sichernden in die letzte Expressschlinge vor dem Top eingeklinkt bleibt.
Kletterregeln
Bereits auf dieser Ausbildungsstufe sollen alle Kletterregeln - zumindest sinngemäß - genannt werden können.
Prüfungsinhalte sind:
Seil vorbereiten
Es gilt zu verhindern, dass die Sicherungsarbeit durch Seilsalat behindert bzw. der sichernde dadurch abgelenkt wird. gleichzeitig kann bereits der Knoten im freien Seilende gemacht werden.
Einbinden direkt mit gestecktem Achter
Der gesteckte Achter ist der klar favorisierte Anseilknoten. Er ist übersichtlich, lässt sich gut kontrollieren und ist auch nach Sturzbelastung leicht zu öffnen.
Partnercheck
Die Kletterpartner kontrollieren sich immer gegenseitig und trainieren eine fixe Reihenfolge des Partnerchecks ein:
Unbedingt notwendig ist die Kontrolle mit der Hand durch "Angreifen". beim "Grigri" erfolgt ein "Blockiertest". das freie Seilende wird immer mit einer Achterschlinge ca. 1 Meter vor dem Ende abgeknotet.
Klettern einer Route im Vorstieg
Eine beliebige Route ist in adäquater Zeit frei zu klettern. Zu achten ist auf das korrekte Einhängen des Seils in die Zwischensicherungen und darauf, dass der Kletterer nicht zwischen Seil und "Wand" steigt und das Seil so zwischen seinen Beinen führt.
Vorstieg sichern und ablassen
Die Anforderung besteht im souveränen Umgang mit einem beliebig wählbaren Sicherungsgerät, insbesondere im korrekten Handling beim Seil ein- und ausgeben sowie beim Ablassen: beide Hände unterhalb des Sicherungsgerätes, das Seil darf "rutschen". Beim "Grigri" muss die rechte Hand am Bremsseil bleiben.
Wichtig ist auch der richtige Standort des Sichernden in geringer Entfernung zur Wand, schräg unterhalb des Kletternden. Ebenfalls hier ein Thema: der Gewichtsunterschied und das Risiko beim Sturz emporgerissen zu werden.
Kontrolliert stürzen
Durch entsprechendes Sturztraining gelingt es dem Kletterer "kontrolliert zu stürzen": das Abspringen wird angekündigt, eine Hand greift knapp über dem Anseilknoten zum Seil, die zweite Hand dient zur Balance und zum ev. Abstützen, der Landepunkt wird bewusst wahrgenommen.
Halten eines Sturzes
Hier soll dynamisches Sichern demonstriert
werden:
die Bremshand führt das Seil bewusst in die Richtung des Sicherungsgerätes -
wie beim Seil Ausgeben. Gleichzeitig geht der Sichernde einen Schritt dem
Sturzzug entgegen. Beim "Grigri" entfällt das Seil Ausgeben, die
Bewegung nach oben ist besonders betont auszuführen.
Kommunikation am Top
Bevor der Kletterer sich zum Ablassen
ins Seil hängt, sucht er den (Blick)Kontakt zum Sichernden.
Erst wenn der Seilzug durch den sichernden Partner spürbar ist, hängt er sich
ins Seil.
Kletterregeln
Auf dieser Ausbildungsstufe müssen alle Kletterregeln genannt werden können.
Dieser Kletterschein dient als Bestätigung, dass der Kurs "klettern outdoor" erfolgreich absolviert wurde. Er wird mit Cardfolder geliefert.
Prüfungsinhalte sind:
Partnercheck
Die Kletterpartner kontrollieren sich immer gegenseitig und trainieren eine fixe Reihenfolge des Partnerchecks ein:
Unbedingt notwendig ist die Kontrolle mit der Hand durch "Angreifen". beim "Grigri" erfolgt ein "Blockiertest". das freie Seilende wird immer mit einer Achterschlinge ca. 1 Meter vor dem Ende abgeknotet.
Klettern einer Route im Vorstieg
Eine beliebige Route ist in adäquater Zeit frei zu klettern. Zu achten ist auf das korrekte Einhängen des Seils in die Zwischensicherungen und darauf, dass der Kletterer nicht zwischen Seil und "Fels" steigt. Hinzu kommt das selbständige Einhängen der Expressschlingen unter Bedacht des Seilverlaufs. Bei schrägem Seilverlauf läuft das Seil über den gesunden Karabinerschenkeln aus. Vor- und Nachteile der verschiedenen Bohrhakensysteme sowie Möglichkeiten der Beurteilung werden Thematisiert.
Durchfädeln am Umlenkpunkt
Favorisiert wird die Variante, bei der
das Seilende durchgefädelt wird, da diese Methode immer machbar ist - auch bei
Hakenösen mit kleinem Durchmesser. Voraussetzung ist ein Verschlusskarabiner
(kein klassischer Twistlock) zum vorübergehenden "Anseilen". Damit
bleibt während des Durchfädelns die gesamte Sicherungskette erhalten und eine
Selbstsicherung mittels Expressschlinge(n) kann toleriert werden. Eine bessere
Möglichkeit der Selbstsicherung bietet eine mittels Ankerstich im Hüftgurtring
fixierte Bandschlinge mit Verschlusskarabiner. Wichtig auch die Kommunikation
während dem Durchfädeln: "ich bin oben und fädle jetzt durch",
"ich bin fertig - hast du mich?"
Fixieren des Sicherungsgerätes
Ausbildungsziel ist das Fixieren und anschließende Lösen der Sicherungsgeräte HMS, Tuber und Achter bei Körpersicherung (Zug nach oben). Bei der Prüfung muss ein favorisiertes Gerät abgebunden werden. Wer mit dem "Grigri" sichert, muss zumindest ein weiteres Gerät fixieren können.
Abseilen mit Kurzprusik
Obwohl sich der "Outdoor_basic" nur in Klettergärten bewegt, wollen wir auf dieser Ausbildungsstufe die Grundlagen des gesicherten Abseilens vermitteln.
Prüfungsszenario:
Als ideale Abseilgeräte haben sich Sicherungsgeräte in Tuberbauweise erwiesen. Als Basistechnik empfehlen wir das Abseilen mit vorbereiteter Bandschlinge und erhöht eingehängtem Abseilgerät (dadurch kann der Prusik im Hüftgurtring befestigt werden). Vermittelt kann aber auch das Abseilen direkt im Hüftgurtring werden. Der Prusik wird dann in die Beinschlaufe(n) eingebunden oder mit einem Verschlusskarabiner eingehängt.
Kletterregeln
Alle Kletterregeln werden genannt und erläutert.