Haben wir uns vor ein paar Tagen in der Nordwand des Zwölferkogels noch die Finger abgefroren, so wollen wir nun zum Ende des Jahres auch einmal die Sonnenseite des Lebens genießen. Unser Ziel ist diesmal die Südwand der kleinen Zinne.
Am 29.12. mache ich mich mit Mani von Innsbruck aus auf den Weg nach Toblach, wo Roman mit dem Zug ankommt. Typisch für ihn hockt er schon in der Bahnhofskneipe und schließt nette Barbekanntschaften. Nicht erpicht darauf schnell ins Bett zu kommen (das verspricht nicht sonderlich gemütlich zu werden) verbringen wir dort noch ein paar Stunden. Doch aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Es geht mit der vollen Dröhnung Eminem weiter in Richtung Drei Zinnen. Am Misurinasee zeigt das Thermometer Tiefstwerte von -12°C. Wie war das? Wir wollen morgen auf über 2000m klettern? Kaum zu glauben!
Wie zu erwarten, ist die Mautstraße zur Auronzo-Hütte gesperrt und so parken wir unten. Mani und ich machen es uns schon einmal mehr oder weniger in seiner „Steiger-Prolo-Karre“ (SPK, ein stolzer BMW) gemütlich, während sich Gunny ein Loch in der Wiese sucht. So überzeugend er auch klingt, wir bleiben lieber im Auto und lassen ihn alleine seine Sterne anschauen. Doch lange muss er nicht auf Asyl in Meister Diems VW-Bus warten. Am nächsten Tag sind wir um 9 Uhr am Einstieg. Und wenn ich mir die Wand so anschaue, frage ich mich echt, auf was ich mich da eingelassen habe: Max Reiss und ich starten in die „Perlen vor die Säue“.
Maxi
Diem, Mani und Roman steigen in die benachbarte „Gelbe Kante“ ein. Wenn sie
gewusst hätten, was sie dort heute noch erwartet, wären sie wahrscheinlich doch
bei uns mitgeklettert :D
Maxi
und ich kommen gut voran und machen nach vier Seillängen eine kurze Pause. Ich
muss sagen, ich bin jetzt schon ganz schön gepumpt, denn die Kletterei ist
steil und ziemlich ausdauernd. Jetzt kommt mit 9- die Schlüsselseillänge, aber
keine Ahnung was daran jetzt schwerer sein sollte als an den Längen davor.
Am
Stand angekommen stehen plötzlich auch die anderen 3 wieder da. Haha! Also
irgendwer ist jetzt da in der falschen Tour! Da wir nur den Bohrhaken
nachklettern mussten und die Tatsache, dass die steile Wand vor uns nichts mit
der klassischen Kletterei der Gelben Kante zu tun hat, gehe ich mal stark davon
aus, dass sich die anderen verklettert haben. Sie sagen natürlich: „Wir wollten
auch in die Sonne“.
Naja,
wir klettern mal weiter, aber nach noch zwei steilen Seillängen sind wir
richtig richtig platt. Ohne Pause macht es keinen Sinn weiterzuklettern. Da
dafür keine Zeit bleibt, seilen wir wieder ab. „Was ist das?“ Zu unserer
Überraschung stehen die anderen nach eineinhalb Stunden immer noch da, so
entspannt schauen sie irgendwie nicht mehr aus J „Was
machen die denn da solange? So ganz genau habe ich das bis heute nicht
verstanden.“ Was ich weiß: Maxi ist weitergeklettert, das Seil hat sich so
verhangen, dass er insgesamt viermal im Kreis klettern durfte….
Müssen wir halt alle nochmal kommen, um unsere Touren zu Ende zu klettern. Hauptsache es ist alles gut gegangen und dass nicht immer alles so klappt, wie man sich das vorstellt, ist auch klar. Trotzdem ein genialer Jahresabschluss. Jetzt geht es aber weiter nach Kartitsch und die Silvesterfeierei beim Simon mit Sauna und Chilli Con Carne kann beginnen!
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